Die Jahrhundert-Erfolge ab 2000

Serie: Der Cup­sieg im Hap­pel-Sta­di­on

©  Christian Rosenzopf

Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher: Zum ersten Mal konnte ein Kärntner Verein im Mai 2001 den österreichischen Cup gewinnen. Der FC Kärnten aus Waidmannsdorf besiegte Österreichs Serienmeister Tirol im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Für vie­le Fuß­ball­fans ist es so, als wäre es erst ges­tern pas­siert. An die­sem 27. Mai 2001 hat sich etwas His­to­ri­sches zuge­tra­gen. 300 Kilo­me­ter von Kla­gen­furt ent­fernt — und doch mit gro­ßer Bedeu­tung für die Stadt und den Ver­ein.

Der FC Kärn­ten im Fina­le des öster­rei­chi­schen Fuß­ball­cups. Allei­ne das war eine Sen­sa­ti­on. Der FC Kärn­ten hat­te eben erst den Meis­ter­ti­tel in der Zwei­ten Liga fixiert und nie­mand hät­te gedacht, dass es noch einen zwei­ten gro­ßen Titel geben wür­de…

Mit aller Kraft hat­te sich der FCK in die­ses End­spiel gekämpft: Im Ach­tel­fi­na­le wur­de der LASK bezwun­gen (2:0), im Halb­fi­na­le gab es einen Kri­mi bei der Admi­ra. 2:2 stand es nach der regu­lä­ren Spiel­zeit in der Süd­stadt. Und dann besorg­te Roland Koll­mann in der 119. Spiel­mi­nu­te (!) den Sie­ges­tref­fer zum 3:2. Was für ein Ding. Alle drei Tref­fer an die­sem Abend durch Roland Koll­mann.

Doch jetzt kam die ganz dicke Num­mer: Die Mann­schaft von Erfolgs­trai­ner Wal­ter Schach­ner muss­te im Ernst-Hap­pel-Sta­di­on aus­ge­rech­net gegen den FC Tirol antre­ten. Den Seri­en­meis­ter in Öster­reich. Man konn­te es aber auch locker sehen: Man hat­te nichts zu ver­lie­ren und man war bereits in der Meis­ter- und Auf­stiegs-Eupho­rie.

„Man bekommt heu­te noch eine Gän­se­haut, wenn man dar­an denkt”, sagt Mario Zol­le, einer von Tau­sen­den Kla­gen­fur­tern, die an jenem Sonn­tag­mor­gen in einer Kolon­ne von 50 Fan­bus­sen und hun­der­ten Pkw nach Wien gepil­gert sind. Zol­le: „Wir haben uns zei­tig in der Früh am Park­platz eines Möbel­hau­ses getrof­fen, dann ging es in der Kara­wa­ne los.” Ange­kom­men im Wie­ner Pra­ter, herrsch­te bereits aus­ge­las­se­ne Volks­fest-Stim­mung. Im berühm­ten Schwei­zer­haus sorg­te man mit Fah­nen, Trom­meln und Trom­pe­ten für ein Kärnt­ner Fuß­ball­fest.

Wohl kei­ner hät­te damals geahnt, was sich Stun­den spä­ter im Pra­ter­sta­di­on ereig­nen wür­de. Immer­hin: Die Kärnt­ner Fans waren im Hap­pel-Oval in deut­li­cher Über­zahl aus­zu­ma­chen. “Hier regiert der FCK!”, hall­te es immer wie­der aus der Süd­kur­ve, wo sich die Anhän­ger posi­tio­niert hat­ten.

Dann ging es los. Der klei­ne FC Kärn­ten gegen den alles über­strah­len­den FC Tirol. „Die ers­ten Minu­ten im Fina­le haben unse­re Knie noch fest gezit­tert — vor lau­ter Auf­re­gung. Aber dann wur­den wir immer bes­ser”, erin­nert sich Urge­stein Chris­ti­an Sab­lat­nig, einer der Hel­den der Cup-Mann­schaft.

Und tat­säch­lich: In der 35. Minu­te das 1:0 für den FCK durch Roland „Roli­goal” Koll­mann — wen sonst. Wie­sel­flink war der Angrei­fer wie­der ein­mal der geg­ne­ri­schen Abwehr ent­eilt und ließ dem Inns­bru­cker Kee­per kei­ne Chan­ce. Mit einem Haken nach rechts kurv­te der FCK-Tor­jä­ger an ihm vor­bei und schob die Kugel ins Netz. Ein typi­sches Koll­mann-Tor eben. Wal­ter Kog­ler — der Kärnt­ner im Tiro­ler Dress — muss­te mit­an­se­hen, wie der Ball über die Linie kul­ler­te.

Die punkt­ge­naue Vor­la­ge zum 1:0 hat­te ein­mal mehr Alme­din Hota gelie­fert. „Ich habe gewusst: Roli ist schnell — er braucht nur gute Päs­se. Gott sei Dank hat es geklappt”, erzählt der FCK-Regis­seur. Die Sen­sa­ti­on lag in der Luft. Nach dem Sei­ten­wech­sel kam es wie erwar­tet: Die Tiro­ler mach­ten jetzt mehr Druck. Muss­ten sie auch. Als in der 70. Minu­te das 1:1 durch Edi Glie­der fiel, schien der Titel­traum für den Außen­sei­ter aus Waid­manns­dorf geplatzt. Aber der FC Kärn­ten kämpf­te sich — ange­trie­ben von Wal­ter Schach­ner an der Out­linie — bis in die Nach­spiel­zeit.

Jetzt hieß es ein­mal Durch­at­men und Kräf­te sam­meln. Eini­ge Spie­ler muss­ten dem hohem Tem­po bereits Tri­but zol­len. Aber der Fuß­ball­gott hat­te noch nicht genug. Es wur­de Zeit für das wohl wich­tigs­te Tor der Kärnt­ner Fuß­ball­ge­schich­te. Es war die 113. Minu­te: Der gro­ße Auf­tritt von Mario Stei­ner. Der 18-Jäh­ri­ge war plötz­lich da — wie der Phoe­nix aus der Asche. Im Sti­le eines Welt­klas­se-Kickers feu­er­te er den Ball aus 25 Metern Ent­fer­nung plötz­lich und völ­lig unhalt­bar für den Tiro­ler Schluss­mann ins lin­ke Kreuz­eck. 2:1 für den FCK! Was für ein Ham­mer. Was für ein Tor. Selbst Mario Stei­ner selbst konn­te es offen­bar nicht glau­ben, was er da gera­de getan hat­te…

Rie­sen­ju­bel auf den Platz und auf den Rän­gen, wäh­rend bei den Tiro­lern die Siche­run­gen durch­brann­ten. Zwei Tiro­ler Kicker wur­den noch vor dem Schluss­pfiff mit roter Kar­te vom Platz ver­wie­sen. Und nach 120 Minu­ten ertön­te der erlö­sen­de Schluss­pfiff. JA! Erst­mals in der Geschich­te wan­der­te der Cup-Titel nach Kärn­ten. “Steh auf für den FCK!”, hall­te es aus den Laut­spre­chern.

In Scha­ren stürm­ten die mit­ge­reis­ten Fans auf das Spiel­feld, um mit der Mann­schaft zu fei­ern und den Pokal in die Höhe zu stem­men. Mit­ten­drin: Der Lan­des­haupt­mann Jörg Hai­der und der Kla­gen­fur­ter Bür­ger­meis­ter Harald Scheu­cher, die sich den Moment am Wie­ner Rasen nicht ent­ge­hen las­sen konn­ten.

Ganz Kärn­ten in Fei­er-Lau­ne! „Als wir in der Nacht zurück­ka­men, zogen wir wei­ter durch die Loka­le der Stadt — über­all waren unse­re Fans unter­wegs. Es war wie ein Traum”, schaut Alme­din Hota zurück, der durch den Fuß­ball von Bos­ni­en nach Kla­gen­furt gekom­men war — und bis heu­te hier­ge­blie­ben ist.Ein Video mit den Hel­den von 2001 gibt es hier:

Der FC Kärn­ten und der öster­rei­chi­sche Fuß­ball-Cup. Eine von vie­len beson­de­ren Geschich­ten, die nur der Fuß­ball schrei­ben kann. Die Fans wer­den sie nie­mals ver­ges­sen.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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