Die Jahrhundert-Erfolge ab 2000

Serie: Stei­ner schießt Jahr­hun­dert-Tor

©  GEPA Pictures

Er erzielte wohl das wichtigste Tor der Klub-Geschichte: Mario Steiner brachte den Siegestreffer im Cup-Finale im Mai 2001 gegen den FC Tirol. Ein 18-jähriger Bursche, den keiner auf der Rechnung hatte - ehe er mit einem Hammer ins Kreuzeck die Sensation wahr machte. Noch heute erinnert er sich daran - als wäre es gestern gewesen.

„Bist du der Stei­ner, der im Cup-Fina­le getrof­fen hat?“ Die­se Fra­ge hört der gebür­ti­ge Afrit­zer seit 20 Jah­ren — immer und immer wie­der. Denn mit sei­nem Tor hat Mario Stei­ner einen wich­ti­gen Fuß­ab­druck in der Geschich­te des Kla­gen­fur­ter und des Kärnt­ner Fuß­balls hin­ter­las­sen.

Es war der 27. Mai 2001. Der FC Kärn­ten muss­te als kras­ser Außen­sei­ter gegen den gro­ßen FC Tirol im Pokal-End­spiel antre­ten. Für vie­le Fans gab es kei­ne Dis­kus­si­on: Die Tiro­ler wür­den das Match gewin­nen — die Fra­ge sei nur, wie hoch …

Doch der Zweit­li­gist aus Waid­manns­dorf erwies sich als auf­müp­fig. Ehe sich Seri­en­meis­ter Tirol ver­sah, stand es 1:0 für die Schach­ner-Elf. Dank Roland Koll­mann, dem unstopp­ba­ren Angrei­fer. Zu dem Zeit­punkt saß Mario Stei­ner noch auf der Bank — nichts­ah­nend, dass es der Tag sei­nes Lebens wer­den wür­de.

Am Tag davor hat­te er mit sei­nem eben­falls blut­jun­gen Zim­mer­kol­le­gen Jür­gen Kam­pel im Hotel noch geblö­delt: „Wir haben gesagt: Wer immer von uns bei­den ein­ge­tauscht wird, der wird im Fina­le das ent­schei­den­de Tor machen“, erin­nert sich Stei­ner. Zurück ins Hap­pel-Sta­di­on: Als nach dem Sei­ten­wech­sel der FC Tirol in der 70. Minu­te den Aus­gleich erziel­te, droh­te der Traum zu plat­zen. Doch mit gro­ßer Mühe kämpf­te sich der FC Kärn­ten in die Ver­län­ge­rung.

Jetzt rück­te der gro­ße Moment des Mario Stei­ner näher. Der Teen­ager war in der 75. Minu­te ein­ge­wech­selt wor­den, hat­te aber auch schon bald wie­der genug. „Als die ers­te Hälf­te der Ver­län­ge­rung vor­bei war, sag­te unser Kon­di­ti­ons­trai­ner zu mir: ‚Stei­ni, du bist erst rein­ge­kom­men ins Spiel. Gib noch mehr!‘ Ich war aber schon blank…”

Doch die Kraft soll­te rei­chen, um alles auf den Kopf zu stel­len. Es war die 113. Minu­te: Es knis­ter­te — am Platz und auf den Rän­gen. Jeder Feh­ler konn­te töd­lich sein. Und plötz­lich tauch­te Stei­ner ins Bild: Erst ein Dop­pel­pass mit Alme­din Hota und dann nahm er sich ein­fach ein Herz und drück­te aus 25 Metern ab. Aus halb­rech­ter Posi­ti­on. Stei­ner: „Ich war unbe­küm­mert, ich war 18 Jah­re jung. Es war ein Schuss nach dem Mot­to: Scheiß drauf.“

Und weni­ge Augen­bli­cke spä­ter war die Fuß­ball-Welt eine ande­re. Der Ball segel­te haar­ge­nau ins lin­ke Kreuz­eck. Tirols Tor­hü­ter Marc Zieg­ler streck­te sich ver­geb­lich. Die Kugel war nicht zu hal­ten. Plötz­lich führ­te der FC Kärn­ten mit 2:1 — und Stei­ner wuss­te nicht, wie ihm geschah und ließ sich mit ver­dutz­tem Blick auf die Knie fal­len, wäh­rend Spie­ler und Trai­ner jubelnd auf ihn zu stürm­ten. Auch ORF-Report­erle­gen­de Hans Huber brauch­te einen Moment, um die Lage zu fas­sen. „Und da ist das Tor … Ich glau­be Stei­ner … Stei­ner war der Tor­schüt­ze“, sag­te er im Live-Kom­men­tar.

20 Jah­re danach blickt der Pokal-Held noch ein­mal auf die­sen gro­ßen Moment für alle Kärnt­ner Fuß­ball-Fans zurück: „Man sieht es beim Jubeln.  Ich habe nicht gewusst, wie … Es war unbe­schreib­lich. Ich habe es erst sehr viel spä­ter rea­li­siert, was das alles bedeu­te­te. Cup-Sie­ger wird man ja nicht jeden Tag.“ Bis heu­te ist es der größ­te Erfolg in der Geschich­te des Ver­eins geblie­ben.

Sein Tor hat­te sich Mario Stei­ner im Übri­gen lan­ge Zeit nicht mehr ange­schaut. Mitt­ler­wei­le kann er es ent­spannt genie­ßen. Auch sei­ner klei­nen Toch­ter will er den Tref­fer irgend­wann vor­füh­ren. „Sol­che Sachen müs­sen ein­fach pas­sie­ren — das kann man in kein Dreh­buch schrei­ben. Dass es so eine Trag­wei­te hat, dass dich die Leu­te 20 Jah­re danach noch erken­nen und auf der Stra­ße anspre­chen. Das ist schon schön.“ Und genau das macht den Fuß­ball so beson­ders: Plötz­lich tau­chen Hel­den auf.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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