Hasil und Co. in Klagenfurt

Serie: Der gro­ße Talen­te-Ent­de­cker

© KK

Die Nachwuchsschmiede der Austria galt immer schon als Aushängeschild. Trotz der Dominanz der Wiener Großklubs konnte man österreichweit aufzeigen. Der unvergessene Nachwuchstrainer Emil Filzwieser läutete in den 1970er Jahren den Umbruch ein und schaffte mit der Austria den höchsten Sieg der Klub-Geschichte: 55:0!

Die Schü­ler der Aus­tria Kla­gen­furt waren 1974 sogar öster­reich­weit spit­ze: Im Fina­le konn­te man gegen die Admi­ra aus­wärts mit 3:1 gewin­nen. Vier Jah­re spä­ter schei­ter­te man nur knapp an der gro­ßen Sen­sa­ti­on: Gegen Rapid Wien (Schü­ler) und gegen Aus­tria Wien (Junio­ren) ver­lo­ren die Teams im Fina­le erst im Elf­me­ter­schie­ßen.

Doch, wie war das alles mög­lich? „Frü­her wur­den die bes­ten Nach­wuchs­spie­ler aus den unte­ren Spiel­klas­sen Kärn­tens nach Waid­manns­dorf geholt“, erin­nert sich Sport­re­por­ter-Legen­de Wal­ter Grill, der für die „Kärnt­ner Tages­zei­tung“ von allen Fuß­ball­spie­len berich­te­te.

Die Zugän­ge wur­den rasch zu Publi­kums­lieb­lin­gen, wie Franz Kog­ler, der von der SV Donau kam, die berühm­ten Lor­ber-Brü­der aus Völ­ker­markt, Hel­mut König aus Wie­ters­dorf, Ewald Tür­mer aus St. Andrä, Arnold Korei­mann aus St. Jakob oder Alo­is Jago­dic vom ASK.

Kids im Flie­ger nach Split

Grill selbst war als Nach­wuchs­trai­ner in den 1970er Jah­ren erfolg­reich. „Wir haben vier Jah­re lang alles gewon­nen, ohne einen ein­zi­gen Punk­te­ver­lust. Ich hat­te das Glück, eine hoch­ta­len­tier­te Trup­pe zu haben. Wir beka­men damals sogar von Aus­tria-Gön­ner Fritz Pospi­schil ein Trai­nings­la­ger in Split finan­ziert. Die Kids sind zum ers­ten Mal mit dem Flug­zeug geflo­gen. Aus die­ser Mann­schaft spiel­ten spä­ter Stumpfl, Cvet­ko und Man­di Hrstic in der Junio­ren-Natio­nal­mann­schaft bei der WM in Mexi­ko.”

Der Umbruch mit Fil­z­wie­ser

1976 über­nahm der Nach­wuchs das Kom­man­do. Denn nach dem Abstieg aus der Bun­des­li­ga wur­de die Kampf­mann­schaft kom­plett umge­krem­pelt. Der frü­he­re Aus­tria-Kicker und Nach­wuchs­trai­ner Emil Fil­z­wie­ser hat­te das Trai­ner­zep­ter in der ers­ten Mann­schaft über­nom­men. „Aus Fil­z­wie­sers Nach­wuchs­mann­schaft sind damals sie­ben, acht Spie­ler naht­los in die Kampf­mann­schaft gekom­men. Er war ein groß­ar­ti­ger Talen­te-Ent­de­cker. Nur die ande­ren Ver­ei­ne hat­ten meis­tens wenig Freu­de, wenn er bei ihnen auf­ge­taucht ist, weil meis­tens die bes­ten Talen­te zur Aus­tria gelockt hat“, erzählt Aus­tria-Legen­de Hel­mut König.

Mit­tel­feld-Motor Ewald Tür­mer erin­nert sich an Fil­z­wie­sers Tech­nik­schu­le. „Er war ein Fuß­ball-Beses­se­ner, der gro­ßen Wert auf Tech­nik gelegt hat. Da gab es etwa den Pen­del­ball. Das heißt: Der Ball hing an einer Schnur und wir muss­ten ihn mit dem Rist immer in der Luft hal­ten.”

Zwei Spie­le pro Wochen­en­de

Dabei war es für die jun­gen Aus­tria-Kicker ganz schön stres­sig. „Wir muss­ten am Wochen­en­de sehr oft in der Kampf­mann­schaft und in der Jugend­mann­schaft spie­len. Am Sams­tag spiel­ten wir für die Kampf­mann­schaft und am Sonn­tag­vor­mit­tag war wie­der ein Nach­wuchs­match. Ich war damals 16 und bin oft mit dem Moped aus dem Lavant­tal zu den Spie­len ange­reist. Das war eine Dop­pel­be­las­tung. Trotz­dem haben wir die Nach­wuchs­spie­le meis­tens zwei­stel­lig gewon­nen“, so Aus­tria-Legen­de Tür­mer.

Der Ein­satz wur­de belohnt: Dank Fil­z­wie­sers Enga­ge­ment konn­te eine Mann­schaft geformt wer­den, die spä­ter den Wie­der­auf­stieg in die Bun­des­li­ga meis­ter­te (dar­über wird noch im Rah­men die­ser Zeit­rei­se berich­tet).

Noch heu­te sind die Kicker sehr ange­tan von ihrem lei­der schon ver­stor­be­nen För­de­rer. „Fil­z­wie­ser war ein Vor­rei­ter und ein Quer­den­ker. Er war das Bes­te, was der Aus­tria damals pas­sie­ren konn­te”, sagt Tür­mer. „Man müss­te ihm ein Denk­mal set­zen“, ergänzt König.

Höchs­ter Sieg in Öster­reich

Bis ins hohe Alter war der Geprie­se­ne im Nach­wuchs­be­reich für die Aus­tria tätig. Ende der 1990er Jah­re führ­te er die vio­let­te U14 sogar zum höchs­ten Sieg, der jemals im öster­rei­chi­schen Nach­wuchs­fuß­ball erreicht wur­de. Damals wur­de die Mann­schaft des KAC mit 55:0 besiegt. Und das in einer Spiel­zeit von 80 Minu­ten…

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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