Die Rückkehr in violetten Farben

Serie: Him­mel, Höl­le und wie­der zurück

©  Natalie Biermann

Der Aufstieg in die 2. Liga hatte im Sommer 2015 eine Euphorie ausgelöst. Doch ein Jahr später der Schock: Die Austria Klagenfurt musste zwangsweise absteigen. Doch aufzugeben war kein Thema, die Violetten wurden erst zum „Cup-Schreck“ für höherklassige Teams und kehrten dann auch in den Profifußball zurück.

Die Stim­mung war präch­tig nach der Rück­kehr in den Pro­fi­fuß­ball. 5000 Fans fei­er­ten im Wör­ther­see-Sta­di­on den dra­ma­ti­schen Rele­ga­ti­ons-Sieg gegen Parn­dorf. Es soll­te eine legen­dä­re Zweit­li­ga-Sai­son wer­den — mit vie­len Tra­di­ti­ons­ver­ei­nen wie dem LASK, Wacker Inns­bruck, Aus­tria Salz­burg und der Aus­tria aus Waid­manns­dorf. „Die bes­se­re Bun­des­li­ga“, hat­ten eini­ge Fans sogar geschwärmt.

Der Auf­takt ver­lief viel­ver­spre­chend: Kla­gen­furt konn­te gegen den Vize-Meis­ter des Vor­jah­res, den FC Lie­fe­ring, mit 4:0 gewin­nen. Das Ziel des Klas­sen­er­halts schien nie in Gefahr — doch im Früh­jahr folg­te die Hiobs­bot­schaft: Die Aus­tria muss­te den Zwangs­ab­stieg in die Regio­nal­li­ga hin­neh­men. Man lag sport­lich zwar acht Punk­te über dem Strich, konn­te jedoch die wirt­schaft­li­chen Auf­la­gen der Bun­des­li­ga für die kom­men­de Sai­son nicht erfül­len.

„Das war echt trau­rig. Ein Jahr vor­her dach­te ich: Mit dem Auf­stieg haben wir das geschafft, was alle ver­langt haben. Und dann sowas. Da fängt man schon an zu über­le­gen“, erin­nert sich San­dro Zaka­ny, der trotz der schwie­ri­gen Lage geblie­ben war und die Kapi­täns­schlei­fe über­nahm.

Wie­der ein­mal muss­te ein Neu­start geschafft wer­den. Doch zunächst hat­te man in der Regio­nal­li­ga mit der neu­for­mier­ten, jun­gen Mann­schaft zu kämp­fen. In der Win­ter­pau­se lag die Trup­pe nur zwei Punk­te über dem Abstiegs­rang. Es muss­te etwas gesche­hen: Mit Franz Pol­anz über­nahm ein ehe­ma­li­ger Bun­des­li­ga-Kicker der Aus­tria das Trai­ner­amt. End­lich ging es wie­der auf­wärts: „Fran­kie“ führ­te die Mann­schaft zum Klas­sen­er­halt, der letzt­lich mit zwölf Punk­ten Vor­sprung sou­ve­rän gelun­gen war.

Mit Schwung und Selbst­ver­trau­en ging es in die neue Sai­son: Die Aus­tria eta­blier­te sich auf Anhieb im Mit­tel­feld der Regio­nal­li­ga, das Abstiegs­ge­spenst war end­gül­tig ver­trie­ben. Im öster­rei­chi­schen Cup wur­de man sogar zum Favo­ri­ten-Schreck: Gleich in der ers­ten Run­de konn­te man gegen den Bun­des­li­gis­ten St. Pöl­ten mit 2:1 gewin­nen, bei­de Tore erziel­te ein ent­fes­sel­ter Flo­ri­an Jaritz, der von sei­nen Gegen­spie­lern nicht zu stop­pen war. In Run­de zwei sorg­te man mit dem 3:0 gegen Zweit­li­gist Kap­fen­berg für eine Über­ra­schung. Und es ging noch wei­ter: Im Ach­tel­fi­na­le wur­de auch Zweit­li­gist Inns­bruck mit 4:2 gebo­gen.

Als ein­zi­ger Regio­nal­li­gist stand die Aus­tria somit im Vier­tel­fi­na­le des ÖFB-Cups. Dann zog man aus­ge­rech­net das schwie­rigs­te Los, das man sich vor­stel­len kann: Die Kla­gen­fur­ter muss­ten bei Seri­en-Cham­pi­on Salz­burg antre­ten, kamen bei den „Roten Bul­len“ mit 0:7 unter die Räder, konn­ten aber den­noch stolz sein auf die star­ke Pokal-Sai­son.

Mit vol­ler Ener­gie ging es in der Meis­ter­schaft wei­ter: Denn in die­ser Sai­son waren gleich vier Teams der Regio­nal­li­ga auf­stiegs­be­rech­tigt — auf­grund der Auf­sto­ckung der 2. Liga. So konn­te die Aus­tria noch hof­fen, denn sechs Run­den vor Schluss lag man nur einen Punkt hin­ter dem Auf­stiegs­platz. Es folg­te ein hei­ßes Sai­son­fi­na­le: Mit vier Sie­gen in den letz­ten fünf Run­den konn­te das Team tat­säch­lich einen beein­dru­cken­den End­spurt hin­le­gen.

Und so wur­de das Unmög­li­che noch mög­lich: Die Vio­let­ten schnapp­ten sich den fünf­ten Platz in der Regio­nal­li­ga — und pro­fi­tier­ten dabei von einem Aus­rut­scher des unmit­tel­ba­ren Kon­kur­ren­ten Aller­hei­li­gen, der in der letz­ten Run­de bei Schluss­licht St. Flo­ri­an mit 0:2 ver­lor. Das Glück war somit nach Waid­manns­dorf zurück­ge­kehrt und die Aus­tria durf­te sich erneut über den Auf­stieg in die zwei­te Liga freu­en.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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