„Jede Ver­än­de­rung bie­tet Chan­cen“

©  Austria Klagenfurt

Die Profis der Austria Klagenfurt befinden sich in der Sommerpause, die Verantwortlichen der Violetten haben dagegen keine Zeit, um sich zurückzulehnen. Die Geschäftsführer Günther Gorenzel und Peer Jaekel arbeiten hinter den Kulissen daran, den Kärntner Traditionsklub für die Saison 2024/25 der ADMIRAL Bundesliga aufzustellen. Im Interview blickt das Führungs-Duo zurück – und nach vorn.

Nach dem Auf­stieg im Som­mer 2021 hat sich die Aus­tria zum drit­ten Mal hin­ter­ein­an­der für die Meis­ter­grup­pe qua­li­fi­ziert, eben­falls zum drit­ten Mal lan­de­te das Team auf Platz sechs. Wie fällt das Fazit aus?

Gün­ther Goren­zel: Natür­lich ist es scha­de, dass es unter dem Strich nicht für den inter­na­tio­na­len Wett­be­werb oder zumin­dest die Teil­nah­me am Euro­pa­cup-Play­off gereicht hat. Es wäre aber ver­mes­sen, von einer Ent­täu­schung zu spre­chen. Der eine oder ande­re Exper­te hat­te uns vor der Sai­son als Abstiegs­kan­di­dat ganz oben am Zet­tel. Dass wir den Grund­durch­gang auf Rang vier abschlie­ßen konn­ten, ist ein gro­ßer Erfolg. Wir sind stolz auf unser Team.

Peer Jae­kel: Die­ser Ein­schät­zung schlie­ße ich mich an. Wir haben in der abge­lau­fe­nen Sai­son wie­der einen Schritt nach vor­ne gemacht, das lässt sich auch an der Punk­te­aus­beu­te able­sen. Wenn ich auf die Spie­le im obe­ren Play­off zurück­bli­cke, hat nicht viel gefehlt. Trotz­dem gehen wir mit gemisch­ten Gefüh­len aus der Sai­son, da wir uns nach der Plat­zie­rung im Grund­durch­gang mehr aus­ge­rech­net hat­ten.

Was war Ihr per­sön­li­ches High­light in der zurück­lie­gen­den Spiel­zeit?

Goren­zel: Da kann ich mich gar nicht fest­le­gen. Wir sind toll gestar­tet, blie­ben sechs­mal in Fol­ge unge­schla­gen, haben in der Hin­run­de nur ein Spiel ver­lo­ren. Das war eine außer­ge­wöhn­li­che Serie und damit haben wir den Grund­stein gelegt für den Klas­sen­er­halt. Dass wir Red Bull Salz­burg in den Top 6 bie­gen konn­ten, mit die­ser Dra­ma­tur­gie, einen 0:2‑Rückstand in einen 4:3‑Sieg zu dre­hen, bleibt sicher beson­ders in Erin­ne­rung, weil es ein State­ment war.

Jae­kel: Jeder Sieg fühlt sich über­ra­gend an, da es der Lohn ist für die har­te Arbeit, die man unter der Woche inves­tiert. Mei­ne High­lights waren aber im Grund­durch­gang das ers­te Heim­spiel gegen den WAC und das letz­te Heim­spiel gegen den SK Rapid, weil jeweils 8000 Fans dabei waren und wir erlebt haben, wel­che Atmo­sphä­re im Wör­ther­see-Sta­di­on mög­lich ist.

Im Schnitt kamen 4445 Zuschau­er zu den Heim­spie­len, damit blieb die Aus­tria als Bun­des­li­ga-Ach­ter in die­sem Ran­king hin­ter den Erwar­tun­gen zurück.      

Goren­zel: Das ist rich­tig, da muss man nicht drum­her­um reden. Wir sind im drit­ten Jahr in der höchs­ten Klas­se des öster­rei­chi­schen Fuß­balls, spie­len hier sehr kon­stant eine gute Rol­le. Wenn man Salz­burg schlägt und beim nächs­ten Heim­spiel gegen den LASK kom­men 3490 Leu­te ins Sta­di­on, 500 davon aus Linz, dann ist das ernüch­ternd.

Jae­kel: Wir wer­den uns zusam­men­set­zen und ana­ly­sie­ren, war­um sich die Zah­len auf die­sem über­schau­ba­ren Niveau ein­pen­deln. Man­che Grün­de lie­gen auf der Hand, wur­den häu­fig genannt: Pro­fi­fuß­ball hat in Kla­gen­furt lan­ge Zeit kei­ne Rol­le gespielt, eine Fan-Gene­ra­ti­on ist ver­lo­ren­ge­gan­gen. Aber dar­auf wol­len wir uns nicht zurück­zie­hen. Es gilt hier Ansät­ze zu fin­den, den Trend zu dre­hen. Da wer­den wir auch die Mei­nung der Aus­tria-Fans ein­ho­len.

Ein per­so­nel­ler Umbruch steht im Kader bevor, zehn Pro­fis wur­den offi­zi­ell ver­ab­schie­det. Das klingt nach einem arbeits­rei­chen Som­mer.

Goren­zel: Ich habe schon ver­nom­men, dass eini­ge Anhän­ger die Sor­ge haben, dass wir kei­ne Elf auf­bie­ten wer­den kön­nen. Da kann ich aber alle beru­hi­gen, Aus­tria Kla­gen­furt wird auch in der kom­men­den Sai­son eine star­ke Mann­schaft haben, die abso­lut kon­kur­renz­fä­hig ist. Pro­fi­fuß­ball ist kein Wunsch­kon­zert, mit man­chen Spie­lern hät­ten wir gern wei­ter­ge­macht, die aber ande­re Kar­rie­re­plä­ne ver­fol­gen. Auf der ande­ren Sei­te muss­ten wir stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen tref­fen, um uns mit­tel- und lang­fris­tig auf­stel­len zu kön­nen.

Jae­kel: Jeder Som­mer hat sei­ne eige­nen Her­aus­for­de­run­gen. In jeder Ver­än­de­rung sehe ich vor allem die Chan­ce, sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Das gilt sowohl für Spie­ler, die uns ver­las­sen, als auch für uns als Ver­ein und als Mann­schaft. Spie­ler zu erset­zen, die län­ge­re Zeit prä­gend waren, ist immer schwie­rig. Aber den Abgän­gen ste­hen ja auch schon eine Rei­he von Zugän­gen gegen­über. Das sind Bur­schen, denen wir viel zutrau­en, von denen wir voll­auf über­zeugt sind. Und es wer­den wei­te­re Zugän­ge fol­gen, die unse­re Mann­schaft ver­stär­ken. Wir müs­sen den Som­mer nut­zen, um schnell wie­der zu einer Ein­heit zusam­men­zu­wach­sen. Dafür brau­chen wir auch das Umfeld.

Sturm Graz wird die Heim­spie­le in der Cham­pi­ons League im Wör­ther­see-Sta­di­on aus­tra­gen. Ein zusätz­li­cher Ansporn für die Aus­tria, wenn das Flair des inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs vor Augen geführt wird?

Goren­zel: Wel­che enor­me Wert­schöp­fung im Fuß­ball für die Stadt Kla­gen­furt, das Land Kärn­ten und auch den gesam­ten Tou­ris­mus ent­steht, wird sich durch die Auf­trit­te von Sturm in der Cham­pi­ons League zei­gen. Dies scheint aktu­ell allen Betei­lig­ten und Ver­ant­wort­li­chen in der Regi­on bewusst, jedoch habe ich das Gefühl, dass nach wie vor nicht alle Hebel in Bewe­gung gesetzt und alle Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, um die­se Wert­schöp­fung mit­tel­fris­tig auch aus der Regi­on und dem Pro­fi­fuß­ball-Stand­ort Kla­gen­furt her­aus gene­rie­ren zu kön­nen.

Jae­kel: Jeder soll­te gese­hen haben, wie dicht wir heu­er dran waren, mit der Aus­tria in den inter­na­tio­na­len Wett­be­werb ein­zu­zie­hen. Den Grund­durch­gang hat unser Team auf dem vier­ten Platz abge­schlos­sen, wir waren in der Meis­ter­grup­pe bis zur letz­ten Run­de in der Ver­lo­sung. Es hat nicht viel gefehlt und es lohnt sich für alle Betei­lig­ten im Ver­ein, unse­re Spon­so­ren und Part­ner, mit ver­ein­ten Kräf­ten dar­an anzu­knüp­fen. Wenn es uns gelingt, die­sen Schritt zu gehen, pro­fi­tie­ren alle davon.

Wie lau­tet Ihr Wunsch für die Sai­son 2024/25?

Goren­zel: Ich wün­sche mir, dass wir im Ver­ein wei­ter­hin so einen ver­schwo­re­nen Hau­fen bil­den. Am Platz und auch dane­ben. Die­ser Zusam­men­halt, die­ser Team­geist zeich­nen uns in beson­de­rem Maße aus, das macht uns stark. Wenn wir das bei­be­hal­ten, dann wer­den wir unse­re Zie­le errei­chen.

Jae­kel: Völ­lig rich­tig. Einen Wunsch füge ich aber noch hin­zu: Wenn das Fina­le im ÖFB-Cup schon in unse­rem Wör­ther­see-Sta­di­on aus­ge­tra­gen wird, dann wäre es doch eine fei­ne Sache, mit der Aus­tria auch dar­an teil­zu­neh­men.