„Unser Ziel? Ein erfolg­rei­cher Ver­ein“

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Seit 2019 engagiert sich die SEH Sports & Entertainment Holding als Hauptgesellschafterin der Austria Klagenfurt. Geschäftsführer Zeljko Karajica fühlt eine enge Verbindung zu den Violetten, ist auch Mitglied des Präsidiums. Welche Ziele er mit dem Kärntner Traditionsverein und dem Klub-Netzwerk um den kroatischen Erstligisten HNK Sibenik und den deutschen Viertligisten FC Viktoria 1889 Berlin verfolgt, hat der 54-Jährige im Interview mit „90 Minuten“ verraten.

Die SEH Sports & Enter­tain­ment Hol­ding ist im Früh­jahr 2019 bei der Aus­tria Kla­gen­furt ein­ge­stie­gen, Sie sind Haupt­ge­sell­schaf­ter und Vize­prä­si­dent. Was hat Sie dazu bewo­gen, in die­sen Ver­ein zu inves­tie­ren und wel­che Visi­on ver­fol­gen Sie für die Zukunft des Klubs?

Zel­j­ko Kara­ji­ca: Um in einen Ver­ein zu inves­tie­ren, braucht es zwei, drei Kern­fa­cet­ten. Du musst grund­ätz­lich die Lei­den­schaft für den Sport haben. Es ist kein rein klas­si­sches Wirt­schafts­un­ter­neh­men, da ist eine ande­re Emo­tio­na­li­tät drin. Spe­zi­ell in Kla­gen­furt war die Infra­struk­tur für die Ent­schei­dung von gro­ßer Bedeu­tung. Als wir kamen, war die Aus­tria stark abstiegs­be­droht in der 2. Liga und hat­te gleich­zei­tig ein Sta­di­on, das Cham­pi­ons League-taug­lich ist. Des­we­gen war für uns damals klar, die infra­struk­tu­rel­len Vor­aus­set­zun­gen bis hin nach Euro­pa sind gege­ben. Es gab dann einen Ver­trag mit der Stadt und wir haben die Ent­schei­dung getrof­fen, die Aus­tria mit­tel­fris­tig wie­der in die Bun­des­li­ga zu füh­ren, um nach einer gewis­sen Inves­ti­ti­ons­pha­se auch lang­fris­tig Geld ver­die­nen zu kön­nen.

Als Haupt­ge­sell­schaf­ter spie­len Sie natür­lich eine Schlüs­sel­rol­le in der finan­zi­el­len Aus­rich­tung von Aus­tria Kla­gen­furt. Die Zah­len der Aus­tria fehl­ten bei der zurück­lie­gen­den Auf­lis­tung der Bun­des­li­ga. Wie sieht da jetzt der wei­te­re Ver­lauf von ihrer Sei­te aus und mit wel­chen Sank­tio­nen rech­nen Sie?

Die tes­tier­ten Unter­la­gen lie­gen der Bun­des­li­ga seit gerau­mer Zeit voll­stän­dig vor. Weni­ge Wochen vor Ablauf der Frist war unser Prä­si­dent Her­bert Mat­schek ver­stor­ben, der sich ins­be­son­de­re in sei­ner Funk­ti­on als Steu­er­be­ra­ter des Ver­eins in den zurück­lie­gen­den Jah­ren feder­füh­rend um den gesam­ten Pro­zess der Lizen­sie­rung geküm­mert hat­te. Nun muss­ten wir die Auf­ga­ben im Gre­mi­um umver­tei­len, uns in die­ses kom­ple­xe The­ma erst ein­mal hin­ein­ar­bei­ten. Das haben wir im Aus­tausch mit der Bun­des­li­ga offen kom­mu­ni­ziert. Ob die­ser Umstand in der Fol­ge zu Sank­tio­nen führt, wird sich her­aus­stel­len. Natür­lich hof­fen wir auf Ver­ständ­nis für unse­re Situa­ti­on.      

Sie sind als Haupt­ge­sell­schaf­ter auch bei HNK Sibenik und Vik­to­ria Ber­lin aktiv. Das Mul­ti-Club-Owner­ship wird im moder­nen Fuß­ball immer belieb­ter. Red Bull ist da das per­fek­te Bei­spiel für ein erfolg­rei­ches Modell. Wel­che Vor- aber auch Nach­tei­le bringt so ein Kon­zept aus ihrer Sicht mit?

Es geht nicht dar­um, die Welt­herr­schaft im Fuß­ball mit meh­re­ren Teams zu errei­chen. Son­dern gera­de, wenn man nicht die Mög­lich­keit hat, Spie­ler ohne Pro­ble­me kau­fen zu kön­nen, wie die gro­ßen Teams, kann Mul­ti-Club bedeu­ten, dass man einen viel bes­se­ren und effi­zi­en­te­ren Weg geht. So kannst du dei­ne eige­nen Spie­ler best­mög­lich ent­wi­ckeln. Natür­lich haben wir bei den drei Klubs auch ähn­li­che Manage­ment­ebe­nen und ver­su­chen ähn­li­chen Fuß­ball zu spie­len. Aber der aller­wich­tigs­te Grund ist, dass wir die Spie­ler viel effi­zi­en­ter und bes­ser ent­wi­ckeln kön­nen.

Wie läuft das Scou­ting­sys­tem bei ihren drei Klubs ab und inwie­fern pro­fi­tiert Aus­tria Kla­gen­furt davon?

Wenn man sich unse­re drei Ver­ei­ne anschaut, dann haben wir einen in der vier­ten Liga in Deutsch­land mit einer der größ­ten Jugend­ab­tei­lun­gen des Lan­des, einen in der Bun­des­li­ga in Öster­reich und einen in der ers­ten kroa­ti­schen Liga. Das sind drei unter­schied­li­che Qua­li­täts­ni­veaus. Das bedeu­tet gleich­zei­tig, dass gera­de jun­ge Spie­ler, die zu uns kom­men, die Chan­ce zur Wei­ter­ent­wick­lung haben. Vie­le talen­tier­te Spie­ler schaf­fen in ihren Klubs nicht den Sprung aus der U19, weil in der Pro­fi­mann­schaft zum Bei­spiel ein Natio­nal­spie­ler vor ihm steht. Wir ver­su­chen die Spie­ler, in denen wir gro­ßes Poten­ti­al sehen, dann bei unse­ren Ver­ei­nen zu för­dern und auf ein höhe­res Niveau zu brin­gen.

Pla­nen Sie auch noch wei­te­re Invest­ments für die Zukunft im Hin­blick eines vier­ten Ver­eins oder sind Sie zufrie­den mit dem Netz­werk, wie es aktu­ell auf­ge­baut ist?

Wir sind seit der Über­nah­me von HNK Sibenik eher in der Pha­se der Kon­so­li­die­rung. Jetzt gilt es, die Abläu­fe zu opti­mie­ren, denn es bringt nichts, abge­se­hen davon, dass es Geld kos­tet, noch einen vier­ten oder fünf­ten Ver­ein dazu­zu­neh­men, aber gleich­zei­tig nicht die Pro­zes­se zwi­schen den bestehen­den Klubs glatt­ge­zo­gen zu haben. Die größ­te Gefahr ist bei drei unter­schied­li­chen Län­dern, drei unter­schied­li­chen Men­ta­li­tä­ten und Manage­ments, dass die Arbeit mit­ein­an­der ver­lo­ren geht. Dann kannst du auch kein ver­nünf­ti­ges Ergeb­nis erzie­len. Des­we­gen gilt es jetzt die­se Pro­zes­se zu ver­bes­sern. Wir hat­ten bei­spiels­wei­se gera­de Aus­tria Kla­gen­furt und Vik­to­ria Ber­lin gemein­sam im Win­ter­trai­nings­la­ger auf Mal­ta, um den Aus­tausch zu för­dern. Wir sind auf einem guten Weg, müs­sen aber dran­blei­ben.

In Öster­reich gibt es ja die 50+1‑Regel, die unter ande­rem die Arbeit von Inves­to­ren ein­schrän­ken soll. Wie ste­hen Sie gene­rell zu die­ser Rege­lung und wie wirkt sich die­se auf ihre Arbeit, einen Ver­ein zu ent­wick­len aus. Auch im Hin­blick auf die Län­der, in denen es kei­ne Beschrän­kun­gen gibt?

Wir hal­ten uns an die Regeln, an die jewei­li­gen Sat­zun­gen, wie sie vor­ge­ge­ben sind. Wir müs­sen sie ein­hal­ten. Das geht gar nicht anders. Und wir erfül­len die Kri­te­ri­en. Und da gibt es auch nichts dran zu mäkeln und zu jam­mern, wir haben ja bewusst in die­se Ver­ei­ne inves­tiert, als die­se Regeln bestan­den haben. Auf der ande­ren Sei­te haben wir Kroa­ti­en als Bei­spiel. Da gibt es die Regel nicht. Und da arbei­ten wir ganz nor­mal wei­ter.

Wie sehen Sie die Zukunft der 50+1‑Regel in Öster­reich?

Ich bin der Mei­nung, dass die­se Rege­lung ohne­hin über­holt ist. Und ich glau­be auch nicht, dass sich der Fuß­ball in den Län­dern schlech­ter ent­wi­ckelt, in denen es die­se Regel nicht gibt. Aber am Ende des Tages ist es, wie es ist. Und man sieht ja auch von der Ent­wick­lung her, dass wir mit Aus­tria Kla­gen­furt trotz­dem auf­ge­stie­gen sind und mitt­ler­wei­le eine Rei­he von Junio­ren-Natio­nal­spie­lern haben, dass es auch mit 50+1 geht.

Es kom­men ja immer mehr Inves­to­ren in den Fuß­ball oder stei­gen bei diver­sen Ver­ei­nen ein. Inwie­fern haben die die finan­zi­el­le Basis für den Erfolg ver­än­dert? Glau­ben Sie, dass es mitt­ler­wei­le ohne exter­nen Kapi­tal­zu­fluss für vie­le Ver­ei­ne über­haupt noch mög­lich wäre mit­zu­hal­ten?

Ich den­ke, lang­fris­tig wird es ein Pro­blem geben für die Ligen mit 50+1, weil die inter­na­tio­na­len Top­li­gen mit ganz ande­ren Kapa­zi­tä­ten arbei­ten kön­nen, als wir das kön­nen.  Mit Aus­nah­me von ein paar Aus­rei­ßern, die es immer geben wird, glau­be ich offen­ge­stan­den, dass ohne exter­nen Kapi­tal­zu­fluss die Ver­ei­ne im inter­na­tio­na­len Ver­gleich nicht mehr mit­hal­ten kön­nen. Wenn wir uns die Cham­pi­ons League-Tabel­le anschau­en, sieht man, dass 17 der Klubs auf den Plät­zen 1 bis 20 aus den Top 5‑Ligen kom­men. Und in den Top-5-Ligen gibt es nur die deut­sche Bun­des­li­ga, die 50+1 hat. Das spricht für sich.

Inves­to­ren wer­den spe­zi­ell von den Fans von Tra­di­ti­ons­ver­ei­nen sehr kri­tisch gese­hen. Wie stel­len Sie sicher, dass trotz der geschäft­li­chen Inter­es­sen, die Sie ja als Unter­neh­mer haben, trotz­dem die Ver­einsi­den­ti­tät bestehen bleibt?

Wir sind in Kla­gen­furt sehr posi­tiv auf­ge­nom­men wor­den und pfle­gen einen sehr ver­nünf­ti­gen Umgang mit unse­ren Fans, aber auch mit dem gan­zen Umfeld. Und am Ende des Tages, die­ses Wort Inves­tor, oder wie auch immer man das nen­nen mag, sehe ich ehr­li­cher­wei­se nicht in die­ser Null-oder-Eins-Logik. Es geht uns um Nach­hal­tig­keit, um Ver­trau­en, dass wir es ernst mei­nen mit der Wei­ter­ent­wick­lung des Ver­eins.

Wenn Sie an lang­fris­ti­ge Zie­le den­ken, gibt es da irgend­wel­che kon­kre­ten Punk­te, wor­an Sie sich ori­en­tie­ren und wo Sie hin wol­len?

Wir sind jetzt fünf Jah­re in Kla­gen­furt, sind auf­ge­stie­gen und haben uns in der Bun­des­li­ga eta­bliert. Wir haben den Nach­wuchs­be­reich auf 400 Kin­der aus­ge­wei­tet, somit mehr als ver­fünf­facht. Wir brin­gen die ers­ten Natio­nal­spie­ler her­vor, die es 20, 25 Jah­re in Kla­gen­furt nicht gege­ben hat. Und ich glau­be, wir schaf­fen Tat­sa­chen durch Erfol­ge oder schlicht und ergrei­fend durch Fak­ten, die dann tat­säch­lich auch zu sehen sind. Ich glau­be, kei­ner in Kla­gen­furt wird jetzt sagen: ‘Mensch, das ist aber jetzt die berühm­te Heu­schre­cke, und die nimmt irgend­et­was aus.’ Im Gegen­teil, wir haben sehr viel Geld inves­tiert in Kla­gen­furt, um den Fuß­ball wie­der auf das Level zu brin­gen, wo er lan­ge Zeit nicht gewe­sen ist.

Wie lau­tet Ihre Pro­gno­se für die Wirt­schaft­lich­keit des Ver­eins?

Was wir jetzt schon sagen kön­nen, ist, dass Aus­tria Kla­gen­furt das lau­fen­de Geschäfts­jahr 2024/25 mit einem posi­ti­ven Ergeb­nis abschlie­ßen wird. Das heißt, wir ver­las­sen die Inves­ti­ti­ons­pha­se und die Aus­tria Kla­gen­furt GmbH wird zum ers­ten Mal pro­fi­ta­bel sein und sich selbst tra­gen. Und das ist unser Ziel am Ende des Tages, dass wir einen sport­lich und wirt­schaft­lich erfolg­rei­chen Ver­ein haben, der tat­säch­lich ohne exter­ne Hil­fe aus­kommt und gleich­zei­tig nach­hal­tig etwas für den Kärnt­ner Fuß­ball macht.