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„Unser Ziel? Ein erfolg­rei­cher Ver­ein“

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Die SEH Sports & Enter­tain­ment Hol­ding ist im Früh­jahr 2019 bei der Aus­tria Kla­gen­furt ein­ge­stie­gen, Sie sind Haupt­ge­sell­schaf­ter und Vize­prä­si­dent. Was hat Sie dazu bewo­gen, in die­sen Ver­ein zu inves­tie­ren und wel­che Visi­on ver­fol­gen Sie für die Zukunft des Klubs? Zel­j­ko Kara­ji­ca: Um in einen Ver­ein zu inves­tie­ren, braucht es zwei, drei Kern­fa­cet­ten. Du musst…

Die SEH Sports & Enter­tain­ment Hol­ding ist im Früh­jahr 2019 bei der Aus­tria Kla­gen­furt ein­ge­stie­gen, Sie sind Haupt­ge­sell­schaf­ter und Vize­prä­si­dent. Was hat Sie dazu bewo­gen, in die­sen Ver­ein zu inves­tie­ren und wel­che Visi­on ver­fol­gen Sie für die Zukunft des Klubs?

Zel­j­ko Kara­ji­ca: Um in einen Ver­ein zu inves­tie­ren, braucht es zwei, drei Kern­fa­cet­ten. Du musst grund­ätz­lich die Lei­den­schaft für den Sport haben. Es ist kein rein klas­si­sches Wirt­schafts­un­ter­neh­men, da ist eine ande­re Emo­tio­na­li­tät drin. Spe­zi­ell in Kla­gen­furt war die Infra­struk­tur für die Ent­schei­dung von gro­ßer Bedeu­tung. Als wir kamen, war die Aus­tria stark abstiegs­be­droht in der 2. Liga und hat­te gleich­zei­tig ein Sta­di­on, das Cham­pi­ons League-taug­lich ist. Des­we­gen war für uns damals klar, die infra­struk­tu­rel­len Vor­aus­set­zun­gen bis hin nach Euro­pa sind gege­ben. Es gab dann einen Ver­trag mit der Stadt und wir haben die Ent­schei­dung getrof­fen, die Aus­tria mit­tel­fris­tig wie­der in die Bun­des­li­ga zu füh­ren, um nach einer gewis­sen Inves­ti­ti­ons­pha­se auch lang­fris­tig Geld ver­die­nen zu kön­nen.

Als Haupt­ge­sell­schaf­ter spie­len Sie natür­lich eine Schlüs­sel­rol­le in der finan­zi­el­len Aus­rich­tung von Aus­tria Kla­gen­furt. Die Zah­len der Aus­tria fehl­ten bei der zurück­lie­gen­den Auf­lis­tung der Bun­des­li­ga. Wie sieht da jetzt der wei­te­re Ver­lauf von ihrer Sei­te aus und mit wel­chen Sank­tio­nen rech­nen Sie?

Die tes­tier­ten Unter­la­gen lie­gen der Bun­des­li­ga seit gerau­mer Zeit voll­stän­dig vor. Weni­ge Wochen vor Ablauf der Frist war unser Prä­si­dent Her­bert Mat­schek ver­stor­ben, der sich ins­be­son­de­re in sei­ner Funk­ti­on als Steu­er­be­ra­ter des Ver­eins in den zurück­lie­gen­den Jah­ren feder­füh­rend um den gesam­ten Pro­zess der Lizen­sie­rung geküm­mert hat­te. Nun muss­ten wir die Auf­ga­ben im Gre­mi­um umver­tei­len, uns in die­ses kom­ple­xe The­ma erst ein­mal hin­ein­ar­bei­ten. Das haben wir im Aus­tausch mit der Bun­des­li­ga offen kom­mu­ni­ziert. Ob die­ser Umstand in der Fol­ge zu Sank­tio­nen führt, wird sich her­aus­stel­len. Natür­lich hof­fen wir auf Ver­ständ­nis für unse­re Situa­ti­on.      

Sie sind als Haupt­ge­sell­schaf­ter auch bei HNK Sibenik und Vik­to­ria Ber­lin aktiv. Das Mul­ti-Club-Owner­ship wird im moder­nen Fuß­ball immer belieb­ter. Red Bull ist da das per­fek­te Bei­spiel für ein erfolg­rei­ches Modell. Wel­che Vor- aber auch Nach­tei­le bringt so ein Kon­zept aus ihrer Sicht mit?

Es geht nicht dar­um, die Welt­herr­schaft im Fuß­ball mit meh­re­ren Teams zu errei­chen. Son­dern gera­de, wenn man nicht die Mög­lich­keit hat, Spie­ler ohne Pro­ble­me kau­fen zu kön­nen, wie die gro­ßen Teams, kann Mul­ti-Club bedeu­ten, dass man einen viel bes­se­ren und effi­zi­en­te­ren Weg geht. So kannst du dei­ne eige­nen Spie­ler best­mög­lich ent­wi­ckeln. Natür­lich haben wir bei den drei Klubs auch ähn­li­che Manage­ment­ebe­nen und ver­su­chen ähn­li­chen Fuß­ball zu spie­len. Aber der aller­wich­tigs­te Grund ist, dass wir die Spie­ler viel effi­zi­en­ter und bes­ser ent­wi­ckeln kön­nen.

Wie läuft das Scou­ting­sys­tem bei ihren drei Klubs ab und inwie­fern pro­fi­tiert Aus­tria Kla­gen­furt davon?

Wenn man sich unse­re drei Ver­ei­ne anschaut, dann haben wir einen in der vier­ten Liga in Deutsch­land mit einer der größ­ten Jugend­ab­tei­lun­gen des Lan­des, einen in der Bun­des­li­ga in Öster­reich und einen in der ers­ten kroa­ti­schen Liga. Das sind drei unter­schied­li­che Qua­li­täts­ni­veaus. Das bedeu­tet gleich­zei­tig, dass gera­de jun­ge Spie­ler, die zu uns kom­men, die Chan­ce zur Wei­ter­ent­wick­lung haben. Vie­le talen­tier­te Spie­ler schaf­fen in ihren Klubs nicht den Sprung aus der U19, weil in der Pro­fi­mann­schaft zum Bei­spiel ein Natio­nal­spie­ler vor ihm steht. Wir ver­su­chen die Spie­ler, in denen wir gro­ßes Poten­ti­al sehen, dann bei unse­ren Ver­ei­nen zu för­dern und auf ein höhe­res Niveau zu brin­gen.

Pla­nen Sie auch noch wei­te­re Invest­ments für die Zukunft im Hin­blick eines vier­ten Ver­eins oder sind Sie zufrie­den mit dem Netz­werk, wie es aktu­ell auf­ge­baut ist?

Wir sind seit der Über­nah­me von HNK Sibenik eher in der Pha­se der Kon­so­li­die­rung. Jetzt gilt es, die Abläu­fe zu opti­mie­ren, denn es bringt nichts, abge­se­hen davon, dass es Geld kos­tet, noch einen vier­ten oder fünf­ten Ver­ein dazu­zu­neh­men, aber gleich­zei­tig nicht die Pro­zes­se zwi­schen den bestehen­den Klubs glatt­ge­zo­gen zu haben. Die größ­te Gefahr ist bei drei unter­schied­li­chen Län­dern, drei unter­schied­li­chen Men­ta­li­tä­ten und Manage­ments, dass die Arbeit mit­ein­an­der ver­lo­ren geht. Dann kannst du auch kein ver­nünf­ti­ges Ergeb­nis erzie­len. Des­we­gen gilt es jetzt die­se Pro­zes­se zu ver­bes­sern. Wir hat­ten bei­spiels­wei­se gera­de Aus­tria Kla­gen­furt und Vik­to­ria Ber­lin gemein­sam im Win­ter­trai­nings­la­ger auf Mal­ta, um den Aus­tausch zu för­dern. Wir sind auf einem guten Weg, müs­sen aber dran­blei­ben.

In Öster­reich gibt es ja die 50+1‑Regel, die unter ande­rem die Arbeit von Inves­to­ren ein­schrän­ken soll. Wie ste­hen Sie gene­rell zu die­ser Rege­lung und wie wirkt sich die­se auf ihre Arbeit, einen Ver­ein zu ent­wick­len aus. Auch im Hin­blick auf die Län­der, in denen es kei­ne Beschrän­kun­gen gibt?

Wir hal­ten uns an die Regeln, an die jewei­li­gen Sat­zun­gen, wie sie vor­ge­ge­ben sind. Wir müs­sen sie ein­hal­ten. Das geht gar nicht anders. Und wir erfül­len die Kri­te­ri­en. Und da gibt es auch nichts dran zu mäkeln und zu jam­mern, wir haben ja bewusst in die­se Ver­ei­ne inves­tiert, als die­se Regeln bestan­den haben. Auf der ande­ren Sei­te haben wir Kroa­ti­en als Bei­spiel. Da gibt es die Regel nicht. Und da arbei­ten wir ganz nor­mal wei­ter.

Wie sehen Sie die Zukunft der 50+1‑Regel in Öster­reich?

Ich bin der Mei­nung, dass die­se Rege­lung ohne­hin über­holt ist. Und ich glau­be auch nicht, dass sich der Fuß­ball in den Län­dern schlech­ter ent­wi­ckelt, in denen es die­se Regel nicht gibt. Aber am Ende des Tages ist es, wie es ist. Und man sieht ja auch von der Ent­wick­lung her, dass wir mit Aus­tria Kla­gen­furt trotz­dem auf­ge­stie­gen sind und mitt­ler­wei­le eine Rei­he von Junio­ren-Natio­nal­spie­lern haben, dass es auch mit 50+1 geht.

Es kom­men ja immer mehr Inves­to­ren in den Fuß­ball oder stei­gen bei diver­sen Ver­ei­nen ein. Inwie­fern haben die die finan­zi­el­le Basis für den Erfolg ver­än­dert? Glau­ben Sie, dass es mitt­ler­wei­le ohne exter­nen Kapi­tal­zu­fluss für vie­le Ver­ei­ne über­haupt noch mög­lich wäre mit­zu­hal­ten?

Ich den­ke, lang­fris­tig wird es ein Pro­blem geben für die Ligen mit 50+1, weil die inter­na­tio­na­len Top­li­gen mit ganz ande­ren Kapa­zi­tä­ten arbei­ten kön­nen, als wir das kön­nen.  Mit Aus­nah­me von ein paar Aus­rei­ßern, die es immer geben wird, glau­be ich offen­ge­stan­den, dass ohne exter­nen Kapi­tal­zu­fluss die Ver­ei­ne im inter­na­tio­na­len Ver­gleich nicht mehr mit­hal­ten kön­nen. Wenn wir uns die Cham­pi­ons League-Tabel­le anschau­en, sieht man, dass 17 der Klubs auf den Plät­zen 1 bis 20 aus den Top 5‑Ligen kom­men. Und in den Top-5-Ligen gibt es nur die deut­sche Bun­des­li­ga, die 50+1 hat. Das spricht für sich.

Inves­to­ren wer­den spe­zi­ell von den Fans von Tra­di­ti­ons­ver­ei­nen sehr kri­tisch gese­hen. Wie stel­len Sie sicher, dass trotz der geschäft­li­chen Inter­es­sen, die Sie ja als Unter­neh­mer haben, trotz­dem die Ver­einsi­den­ti­tät bestehen bleibt?

Wir sind in Kla­gen­furt sehr posi­tiv auf­ge­nom­men wor­den und pfle­gen einen sehr ver­nünf­ti­gen Umgang mit unse­ren Fans, aber auch mit dem gan­zen Umfeld. Und am Ende des Tages, die­ses Wort Inves­tor, oder wie auch immer man das nen­nen mag, sehe ich ehr­li­cher­wei­se nicht in die­ser Null-oder-Eins-Logik. Es geht uns um Nach­hal­tig­keit, um Ver­trau­en, dass wir es ernst mei­nen mit der Wei­ter­ent­wick­lung des Ver­eins.

Wenn Sie an lang­fris­ti­ge Zie­le den­ken, gibt es da irgend­wel­che kon­kre­ten Punk­te, wor­an Sie sich ori­en­tie­ren und wo Sie hin wol­len?

Wir sind jetzt fünf Jah­re in Kla­gen­furt, sind auf­ge­stie­gen und haben uns in der Bun­des­li­ga eta­bliert. Wir haben den Nach­wuchs­be­reich auf 400 Kin­der aus­ge­wei­tet, somit mehr als ver­fünf­facht. Wir brin­gen die ers­ten Natio­nal­spie­ler her­vor, die es 20, 25 Jah­re in Kla­gen­furt nicht gege­ben hat. Und ich glau­be, wir schaf­fen Tat­sa­chen durch Erfol­ge oder schlicht und ergrei­fend durch Fak­ten, die dann tat­säch­lich auch zu sehen sind. Ich glau­be, kei­ner in Kla­gen­furt wird jetzt sagen: ‘Mensch, das ist aber jetzt die berühm­te Heu­schre­cke, und die nimmt irgend­et­was aus.’ Im Gegen­teil, wir haben sehr viel Geld inves­tiert in Kla­gen­furt, um den Fuß­ball wie­der auf das Level zu brin­gen, wo er lan­ge Zeit nicht gewe­sen ist.

Wie lau­tet Ihre Pro­gno­se für die Wirt­schaft­lich­keit des Ver­eins?

Was wir jetzt schon sagen kön­nen, ist, dass Aus­tria Kla­gen­furt das lau­fen­de Geschäfts­jahr 2024/25 mit einem posi­ti­ven Ergeb­nis abschlie­ßen wird. Das heißt, wir ver­las­sen die Inves­ti­ti­ons­pha­se und die Aus­tria Kla­gen­furt GmbH wird zum ers­ten Mal pro­fi­ta­bel sein und sich selbst tra­gen. Und das ist unser Ziel am Ende des Tages, dass wir einen sport­lich und wirt­schaft­lich erfolg­rei­chen Ver­ein haben, der tat­säch­lich ohne exter­ne Hil­fe aus­kommt und gleich­zei­tig nach­hal­tig etwas für den Kärnt­ner Fuß­ball macht.