Die turbulenten 90er

Serie: Kärnt­ner trifft gegen Real Madrid

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Es war ein Jahrhundertspiel im alten Wörthersee-Stadion im Juli 1991: Die Austria Klagenfurt empfing die Weltstars des spanischen Spitzenklubs Real Madrid. Eine gute Gelegenheit für die Violetten, um sich in die Geschichtsbücher einzutragen. Richard Huber nutzte sie und erzielte das Tor seines Lebens.

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Auch wenn die Aus­tria zu Beginn der 1990er Jah­re in ein sport­li­ches Tief schlit­ter­te, hat­te sie immer noch eine Anzie­hungs­kraft auf inter­na­tio­na­le Top­klubs. Am 30. Juni 1991 fan­den sich sogar die „König­li­chen“ im klei­nen Wör­ther­see-Sta­di­on ein. Das wei­ße Bal­lett hat­te damals wie heu­te das Maß aller Din­ge.

Super­stars wie Robert Pro­sine­cki, Ghe­or­ge Hagi oder Luis Enri­que (der heu­ti­ge Team­chef Spa­ni­ens) präg­ten damals die Mann­schaft. „Für uns war es das Non­plus­ul­tra. Es war in der dama­li­gen Zeit noch schwie­ri­ger, dass man so gro­ße Mann­schaf­ten jemals live sehen konn­te“, so Richard Huber.

Der lang­haa­ri­ge Stür­mer war damals mit 21 Jah­ren frisch zu den Waid­manns­dor­fern gesto­ßen. „Ich kam von ASKÖ Boden­s­dorf und sie nann­ten mich spaß­hal­ber den Tor­schüt­zen­kö­nig der Glet­scher­li­ga. Ich hät­te nie damit gerech­net, dass ich gleich in der Start­elf ste­he nach nur einem Monat Trai­ning. Allei­ne der Ein­lauf auf das Spiel­feld war ein Wahn­sinn. Das ver­gisst man sein Leben nicht.“

Es kam noch bes­ser: Das Spiel war gera­de erst neun Minu­ten alt und dann mach­te aus­ge­rech­net der klei­ne Richard Huber das 1:0 gegen das gro­ße Real Madrid. „Ich hät­te sogar noch die Chan­ce auf ein zwei­tes Tor gehabt, das wäre was gewe­sen, dann hät­ten sie mich wohl schon bald ver­pflich­tet als neu­en Stür­mer von Real Madrid“, erin­nert sich der Vil­la­cher lachend.

Die Vor­ar­beit zum 1:0 lie­fer­te Micha­el Zie­haus, der spä­ter selbst per Elf­me­ter das zwei­te Tor der Aus­tria erzie­len konn­te. Real Madrid setz­te sich am Ende klar mit 5:2 durch. Trotz­dem herrsch­te Volks­fest-Stim­mung in der klei­nen Are­na.

Danach kam es zum Ban­kett beim Schloss Loret­to. „Es war unglaub­lich, mit die­sen Super­stars am Tisch sit­zen zu dür­fen. Es war wie in einem Mär­chen. Es waren so lie­be Leu­te, die ganz nor­mal am Boden geblie­ben sind. Dann wur­de sogar die Gitar­re aus­ge­packt und musi­ziert“, blickt Huber zurück.

Der Stür­mer selbst durf­te sich danach wie ein Star füh­len. Bei den hei­mi­schen Medi­en war er plötz­lich ein gefrag­ter Inter­view­part­ner. Wie vie­le Kärnt­ner kön­nen schon behaup­ten, ein Tor gegen Real Madrid erzielt zu haben. „Ich kam aus dem Nichts — von 0 auf 100, damit muss­te ich aber auch erst umge­hen ler­nen“, gesteht er.

Umso bit­te­rer, dass eine schwe­re Ver­let­zung spä­ter den ganz gro­ßen Durch­bruch ver­hin­der­te. Huber blieb aber der Aus­tria treu und enga­gier­te sich als Trai­ner der Aka­de­mie, der Ama­teu­re und spä­ter auch der Kampf­mann­schaft. Der Auf­tritt gegen Real Madrid vor 30 Jah­ren ist im Übri­gen bis heu­te prä­sent. In der Real-Enzy­klo­pä­die ist Richard Huber als Tor­schüt­ze ver­ewigt. Und die Aus­tria-Legen­de Alex­an­der „Fip­se“ Phil­ipp nennt ihn heu­te noch „Real Richi“.

Huber: „Neu­lich hat mich sogar ein älte­rer Herr auf der Stra­ße erkannt und gesagt, dass er sich noch an mich und mein Tor erin­nern kann. Das hat mich sehr über­rascht und sehr bewegt.“ Momen­te, die ein Leben lang blei­ben — wie die lan­gen Haa­re von Richard Huber. Auch die hat er sich seit sei­ner akti­ven Kar­rie­re nicht mehr neh­men las­sen.

Die Auf­stel­lun­gen

Aus­tria Kla­gen­furt: Alex­an­der Phil­ipp (46. Chris­ti­an Diet­rich­stei­ner); Peter Wer­ner, Davor Hrstic (46. Rudi Perz), Alo­is Sad­jak, Man­fred Fischer (74. Alex­an­der Sup­pant­s­chitsch), Micha­el Zie­haus, Mar­ko Pen­a­va (74. Klaus Hrast­nig), Micha­el Kün­ast, Richard Huber, Sta­sys Bar­an­aus­kas (69. Gui­do Frank), Vla­do Gom­bar (46. Joze Pre­logar).

Real Madrid: Fran­cis­co Buyon (46. Pedro Jaro); Fran­cis­co Vil­la­roya, Miguel Ten­dil­lo (46. Juan Jose Maqueda), Manu­el Sanchis (46. Alfon­so Perez Muñoz), Rafa­el Gor­dil­lo (46. Asier), José del Cam­po Michel (46. Fer­nan­do Hier­ro), Luis Mil­la, Robert Pro­sine­cki (46. Sant­ia­go Ara­gon), Ghe­or­ge Hagi (46. Mutin), Emi­lo But­ra­gue­ño (46. Paco Llori­en­te), Luis Enri­que (46. Adol­fo Ald­a­na).

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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