Die AUSTRIA am Messeplatz

Serie: NS-Zeit das dun­kels­te Kapi­tel

Weltkrieg
Weltkrieg © KK

Teil 17 unserer Zeitreise durch die Historie widmet sich dem dunkelsten Kapitel in der Vereinsgeschichte: Während des zweiten Weltkriegs von 1938 bis 1945 war die Austria Klagenfurt praktisch ausgelöscht.

Bis zum Jahr 1938 hat­te die Aus­tria das Fuß­ball­ge­sche­hen in Kärn­ten maß­geb­lich geprägt. Neun Mal wur­de der Meis­ter­ti­tel gewon­nen und sie­ben Mal der Län­der­po­kal (dar­un­ter sechs Mal das Dou­ble).

Wal­ter Kostein­scheg, der ab 1932 für die Aus­tria gespielt hat­te, erin­ner­te sich in einer Fest­schrift spä­ter an die­se glor­rei­che Zeit: „Es stan­den Spie­ler an mei­ner Sei­te, die wohl das Bes­te waren, was der Kärnt­ner Fuß­ball­sport damals her­vor­ge­bracht hat­te. Es gab kein Expe­ri­men­tie­ren und kei­ne Scha­blo­ne — dem indi­vi­du­el­len Kön­nen jedes Ein­zel­nen wur­de voll­kom­men frei­er Lauf gelas­sen, ohne dass der Mann­schafts­geist dar­un­ter irgend­wie litt. Auch im Pri­vat­le­ben waren wir gute Kame­ra­den, obwohl wir den ver­schie­dens­ten Berufs­stän­den ange­hör­ten.“

Auch die Funk­tio­nä­re genos­sen bei den Spie­lern hohes Anse­hen, wie Kostein­scheg berich­tet: „Das Ent­schei­dends­te war das Ver­hält­nis zu unse­rem Sek­ti­ons­lei­ter Fritz Pon­tasch und dem Schrift­füh­rer Karl Gre­go­rit­sch. Es wird nicht vie­le Funk­tio­nä­re gege­ben haben, die sich bei den Spie­lern einer der­ar­ti­gen Popu­la­ri­tät erfreu­ten, wie gera­de die­se bei­den Genann­ten. Mit wel­chem Anlie­gen wir auch immer zu ihnen kamen, so fan­den wir volls­tes Ver­ständ­nis und Hilfs­be­reit­schaft.“

Auch sport­li­che Rück­schlä­ge hat­ten die zu die­ser Zeit noch blau-gel­ben Aus­tria­ner stets durch den Zusam­men­halt über­wun­den. „Nie­mals habe ich es erlebt, dass wir die Flin­te ins Korn war­fen. Unser Kampf­geist war sprich­wört­lich, unser Sie­ges­wil­le uner­schüt­ter­lich. So haben wir damals schon eine bei­na­he legen­dä­re Bedeu­tung erlangt“, beton­te Kostein­scheg.

Auf­grund sei­ner Lie­be zur Aus­tria Kla­gen­furt hat­te er im Jahr 1935 sogar ein Wech­sel­an­ge­bot der berühm­ten „Sin­del­ar­elf“ von Aus­tria Wien um den dama­li­gen Super­star Mat­thi­as Sin­delar aus­ge­schla­gen.

Doch dann das dunk­le Jahr 1938: Die Aus­tria wur­de mit der Macht­über­nah­me der Natio­nal­so­zia­lis­ten aus­ge­schal­tet und durf­te kei­nen Spiel­be­trieb mehr abhal­ten. Ein Groß­teil der Spie­ler trat dar­auf­hin dem Sport­klub Rapid Kla­gen­furt bei.

Im Kärnt­ner Fuß­ball­be­trieb blieb kein Stein auf dem ande­ren: Durch die Ver­fü­gung des dama­li­gen soge­nann­ten Gaufach­war­tes für die Spar­te Fuß­ball wur­de eine Bezirks­klas­se Süd geschaf­fen, der Ver­ei­ne aus Kärn­ten und der Stei­er­mark ange­hör­ten (die Aus­tria eben nicht mehr).

Der Klub schien somit nach 18 erfolg­rei­chen Jah­ren für immer von der Bild­flä­che zu ver­schwin­den. Danach wur­de zwar noch ein­mal ein Kärnt­ner Meis­ter ermit­telt, doch kam der Spiel­be­trieb durch die Wir­ren des zwei­ten Welt­kriegs fast gänz­lich zum Erlie­gen.

Durch das Spiel­ver­bot und ohne Ein­nah­men konn­te die Aus­tria auch nicht mehr die jähr­li­chen Rück­zah­lungs­ra­ten für die 1937 errich­te­te neue Beton­tri­bü­ne in der Rosen­ta­ler­stra­ße beglei­chen. Die Stadt ver­klag­te den Ver­ein, sodass der dama­li­ge Obmann Paul Jobst gezwun­gen war, einen Kon­kurs­an­trag für die Aus­tria Kla­gen­furt ein­zu­brin­gen.

Es folg­te eine erschüt­tern­de Kriegs­zeit, in der auch ver­dien­te Ver­eins­mit­glie­der wie Platz­wart Phil­ipp Haschey und Schrift­füh­rer Karl Gre­go­rit­sch ihr Leben las­sen muss­ten. Doch den Klub und sei­ne noch ver­blie­be­nen Mit­strei­ter soll­te auch die Kriegs­zeit nicht völ­lig aus­lö­schen — wie die Geschich­te sie­ben Jah­re spä­ter zeig­te.

Auch der Kärnt­ner Fuß­ball­ver­band blickt in sei­ner Fest­schrift mit Weh­mut auf die­ses trau­ri­ge Kapi­tel für den hei­mi­schen Sport zurück: „Damit ging eine Epo­che zu Ende, der wir den ers­ten Auf­bau sowohl in sport­li­cher als auch in orga­ni­sa­to­ri­scher Wei­se zu ver­dan­ken haben. Jedoch die Basis für das Wie­der­erwa­chen des Kärnt­ner Fuß­ball­ver­ban­des nach 1945 war gege­ben.“

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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